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Das verlorene Subjekt: ADHS & Autismus zwischen Schulen, Diagnosen und Deutungen

M. A. Michel Lahoud

Das verlorene Subjekt: ADHS & Autismus zwischen Schulen, Diagnosen und Deutungen
OAP

Neurodivergente Patient:innen – etwa mit ADHS oder Autismus – erleben den Riss zwischen Neurobiologie und Psychoanalyse oft am eigenen Körper: Für die einen sind sie ein „Gehirn mit Dopaminmangel“, für die anderen eher „charakterlich unreif“ oder „früh bindungsgestört“. In diesem Seminar stelle ich diese beiden Sichtweisen nebeneinander – die neurobiologische und die psychoanalytische: Welche Fragen stellen sie, welches Menschenbild tragen sie in sich, und wie prägen sie das Selbstverständnis der Betroffenen?

Wie fühlt es sich an, zwischen Schulen, Diagnosen und Deutungen verloren zu gehen? Und wie kann ein Denken aussehen, das Neurobiologie und Psychoanalyse zusammenbringt, ohne die Betroffenen erneut zum Objekt einer Theorie zu machen? Mein Bemühen ist dabei, die Perspektive der Betroffenen konsequent in den Mittelpunkt zu stellen – als Maßstab dafür, welche dieser Sichtweisen ihnen wirklich dient und welche sie erneut zum Objekt fremder Deutungen macht. Dabei werde ich auch meine eigenen klinischen und biografischen Auseinandersetzungen mit Neurodivergenz vorstellen.

Auf der Basis aktueller neurobiologischer Modelle und psychoanalytischer Konzepte (v. a. Lacan, Objektbeziehungstheorien, Mentalisierung, Bindung) fragen wir gemeinsam:
Wie lässt sich die Neurodivergenz denken, ohne in Defizitlogiken („Störung“, „Fehlfunktion“) zu verfallen? Welche Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene sind typisch im Kontakt mit neurodivergenten Patient:innen? Und wie können wir unsere Deutungen so gestalten, dass sie Resonanzräume eröffnen statt neue Scham- und Selbstentwertungsschleifen zu produzieren?

Schwerpunkte der vier Doppelstunden u. a.:

  • - Neurobiologische Perspektive: zentrale Modelle zu Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen, Affektregulation und Neuroplastizität – ohne „Neuro-Feuilleton“, mit Blick auf die klinische Relevanz.
  • - Psychoanalytische Perspektive: Neurodivergenz im Spannungsfeld von frühem Beziehungserleben, Symbolisierung, Begehren und Über-Ich-Dynamiken.
  • - Innen- und Außenperspektive: Wie erleben sich Betroffene selbst, wie werden sie in Kliniken, Praxen und im Alltag gesehen? Spannungsfelder zwischen Selbstdiagnose, Fremddiagnose und Nicht-Erkannt-Werden.
  • - Übertragung, Gegenübertragung, Setting: typische Fallen (z. B. Idealisierung, Entwertung, „Rettungsimpulse“ des/der Therapeut:in, Ungeduld, subtiler Vorwurf der „Unreife“) und Möglichkeiten, diese klinisch fruchtbar zu machen.
  • - Sprache, Deutung, Timing: Wie können wir so sprechen, dass Deutungen strukturierend wirken, ohne die Person auf „ihr ADHS“ oder „ihren Autismus“ zu reduzieren?
  • - Ethik der Diagnose: Wofür stellen wir Diagnosen – für Kassenformulare, für das Subjekt, für uns? Und was bedeutet das konkret im Behandlungsvertrag mit neurodivergenten Patient:innen?

Der Inhalt ist so konzipiert, dass Therapeut:innen unabhängig vom Verfahren (VT, TP, AP, ST) unmittelbar profitieren können. Komplexere analytische Theorien stelle ich bei Bedarf in einem von mir verfassten Text zum Nachlesen zur Verfügung.

Hinweis: Um eine gute Arbeitsatmosphäre zu gewährleisten, bitten wir Sie bei unseren Praxisworkshops mit Bild & Ton teilzunehmen.

 

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Im Detail

Psychologische und ärztliche Psychotherapeuten; Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut*innen

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Wann?

Sa. 17.10.2026

09.00 - 16.30

Wo?

Online via Zoom

CME

10 Punkte

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Teilnahmegebühr

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