Neurodivergente Patient:innen – etwa mit ADHS oder Autismus – erleben den Riss zwischen Neurobiologie und Psychoanalyse oft am eigenen Körper: Für die einen sind sie ein „Gehirn mit Dopaminmangel“, für die anderen eher „charakterlich unreif“ oder „früh bindungsgestört“. In diesem Seminar stelle ich diese beiden Sichtweisen nebeneinander – die neurobiologische und die psychoanalytische: Welche Fragen stellen sie, welches Menschenbild tragen sie in sich, und wie prägen sie das Selbstverständnis der Betroffenen?
Wie fühlt es sich an, zwischen Schulen, Diagnosen und Deutungen verloren zu gehen? Und wie kann ein Denken aussehen, das Neurobiologie und Psychoanalyse zusammenbringt, ohne die Betroffenen erneut zum Objekt einer Theorie zu machen? Mein Bemühen ist dabei, die Perspektive der Betroffenen konsequent in den Mittelpunkt zu stellen – als Maßstab dafür, welche dieser Sichtweisen ihnen wirklich dient und welche sie erneut zum Objekt fremder Deutungen macht. Dabei werde ich auch meine eigenen klinischen und biografischen Auseinandersetzungen mit Neurodivergenz vorstellen.
Auf der Basis aktueller neurobiologischer Modelle und psychoanalytischer Konzepte (v. a. Lacan, Objektbeziehungstheorien, Mentalisierung, Bindung) fragen wir gemeinsam:
Wie lässt sich die Neurodivergenz denken, ohne in Defizitlogiken („Störung“, „Fehlfunktion“) zu verfallen? Welche Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene sind typisch im Kontakt mit neurodivergenten Patient:innen? Und wie können wir unsere Deutungen so gestalten, dass sie Resonanzräume eröffnen statt neue Scham- und Selbstentwertungsschleifen zu produzieren?
Schwerpunkte der vier Doppelstunden u. a.:
Der Inhalt ist so konzipiert, dass Therapeut:innen unabhängig vom Verfahren (VT, TP, AP, ST) unmittelbar profitieren können. Komplexere analytische Theorien stelle ich bei Bedarf in einem von mir verfassten Text zum Nachlesen zur Verfügung.
Hinweis: Um eine gute Arbeitsatmosphäre zu gewährleisten, bitten wir Sie bei unseren Praxisworkshops mit Bild & Ton teilzunehmen.
Psychologische und ärztliche Psychotherapeuten; Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeut*innen
Ein Antrag auf Akkreditierung dieses Vortrages ist bei der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg gestellt. Die Punkte werden in der Regel auch von allen Psychotherapeuten-und Ärztekammern in Deutschland, Österreich und der Schweiz anerkannt. Im Anschluss an den Vortrag erhalten Sie automatisch eine E-Mail mit Ihrer Teilnahmebescheinigung und Ihren Fortbildungspunkten.
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09.00 - 16.30
Online via Zoom
10 Punkte
M. Sc. Marie Bartholomäus
Dipl.-Psych. Desirée Schweiger-Wachsmuth