Die ICD-11 führt im Bereich der Diagnostik der Abhängigkeitserkrankungen zu verschiedenen Modifikationen, die sich auch auf die Diagnosepraxis auswirken. Neben der Erweiterung der Störungen durch Substanzkonsum um die Störungen durch süchtige Verhaltensweisen wie die Glücksspielstörung (Gambling Disorder) und die Computerspielstörung (Gaming Disorder) ergeben sich auch in dem Spektrum substanzbezogener Störungen behandlungsrelevante Veränderungen.
So werden aufgrund veränderter Konsummuster Substanzgruppen inkludiert bzw. differenziert, die bislang nicht ausreichend dargestellt werden konnten (z.B. Anxiolytika, Koffein, synthetische Substanzen). Die ursprünglich 6 Kriterien für die Diagnose der Substanzstörung wurden in 3 „Doppelkriterien“ zusammengeführt, was einerseits nach ersten Befunden die Diagnosestellung erleichtert, zugleich aber auch die Schwelle für die Vergabe einer Abhängigkeitsdiagnose senkt.
Die in der ICD-11 fortgeführte dichotome Unterscheidung zwischen Abhängigkeit und schädlichem Gebrauch wurde wiederholt kritisiert, da keine ausreichende Trennschärfe besteht und die Reliabilität und Validität der Erfassung des schädlichen Gebrauchs sich als gering erwiesen hat. Gegenüber dem DSM-5 ergeben sich zudem deutliche Abweichungen, die eine wachsende fehlende Vergleichbarkeit von Forschungsbefunden erwarten lassen, je nachdem, welches Klassifikationssystem als Einschlusskriterium herangezogen wurde.
Im Vortrag werden wir diese und weitere, für die TeilnehmerInnen relevante Themen vertiefen.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Live-Mitschnitt vom 03.06.2024